Die Berliner Weiße – ein verkannter Bierstil
Die Berliner Weiße ist selbst kulinarisch Wissenden oftmals nur als grünes oder rotes Getränk mit pappigsüßem künstlichem Fruchtgeschmack bekannt, das mit Strohhalmen aus großen Pokalen getrunken wird. Ein Getränk ohne Ausdruck und Charakter, eines in einer Reihe gleichförmiger Bier-Mixgetränke.
Jenseits dieser Industrievarianten gibt es noch die fast vergessene echte, originale Berliner Weiße. Die Hinwendung vieler Bierliebhaber und kulinarisch Interessierter zu handwerklich gebrauten, ausdrucksstarken Bieren hat auch zu einer Wiederentdeckung und Wertschätzung von Sauerbieren geführt und damit auch zu einer Renaissance der Berliner Weiße.
Zwei Brauer in Berlin haben sich um die Revitalisierung der klassische Berliner Weiße besonders verdient gemacht, Michael Schwab von Brewbaker und Andreas Bogk von der Bogk-Bier Privatbrauerei. Unser verstorbenes Mitglied Franz Pozelt hatte großen Anteil an der Wiederbelebung der alten Tradition und war verantwortlich für die Aufnahme der Berliner Weisse in die Arche des Geschmacks.
Was zeichnet die klassische Berliner Weiße nun aus?
Hugenottische Einwanderer Anfang des 18. Jahrhunderts hatten aufgrund Ihrer Vorliebe für ein leichtes helles Bier wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung der Weißbierherstellung. Die klassische Technik der Berliner Weißbierherstellung läßt sich kurz wie folgt beschreiben: Es wird ein Weißbier aus einer Maische mit Gersten- und Weizenmalz gebraut, die durch obergärige Hefe und Milchsäurebakterien zur Vergärung gebracht wird und anschließend noch einer Flaschengärung durch die Nachgärhefe Brettanomyces bruxellensis unterzogen wird. Die neuen, handwerklich arbeitenden Kleinbrauereien orientieren sich wieder an diesem traditionellen Verfahren.
Wie lässt sich nun die Charakteristik der klassischen Berliner Weiße beschreiben?
Eine Berliner Weiße ist ein vollaromatisches Getränk mit deutlich ausgeprägten fruchtig-weinigen Geschmacksnuancen, mit harmonisch abgestimmter Säure, milder Bitternis und kräftiger Rezenz. Bei längerer Lagerzeit können sich Sherryaromen entwickeln. Der Malzkörper ist leicht, es ist ein durchgegorenes, trockenes Bier mit einem Alkoholgehalt von 2,8 % bis 3,4 %.